33. Europapokal der Senioren im Zweierbob in Innsbruck/Igls (2. März 2013)

Drei Nationen teilen sich das Podest

Bobkufen rosten nicht, wenn man sie pflegt. Gleiches gilt für die Liebe zum Bobsport: Regelmässige Pflege wirkt als Anti-Korrosionsmittel. Als ein solches Mittel erweist sich seit 32 Jahren der Europapokal der Senioren im Zweierbob in Innsbruck-Igls. Anfangs März haben dort die Champions vergangener Eiszeiten wieder um Hundertstelsekunden gekämpft, wie der Bericht von „Bobreporter“ Christian Dietz-Saluz (Bob-Club Zürichsee) zeigt.

Könner verlernen es nicht. Das gilt auch für ehemalige Weltklasse-Bobpiloten. Sie gaben sich am 33. Europapokal der Senioren am 2. März unter ein Stelldichein. Als Schirmherr der Traditionsveranstaltung mit FIBT-Status amtierte einmal mehr „Kufenkamerad“ Fürst Albert von Monaco. Athleten aus sechs Nationen traten zum Wettstreit der ergrauten Eminenzen im Eiskanal an.

Überall ist BCZS

Der Bob-Club Zürichsee (BCZS) ist fast seit Beginn des Senioren-Europapokals fix vertreten. Toni Rüegg hat 1990 und 1991 die Konkurrenz mit Pilot Franz Joho gewonnen. Heute sitzt Toni mit Inge Nerb (De), Walter Delle Karth (Oe) und Peter Grimm (De) im OK des Rennens. Und in der Jury ist Max Rüegg Mitglied zusammen mit Helmut Zwerger (Oe; Jurypräsident) und Jochen Babock (De). Als Helfer der Jury weibelt Hans Hanselmann am Start von Bob zu Bob um den Kufen mit Aceton den letzten (gleichmachenden) Schliff an den Kufen zu geben.

Im Ziel hatte fast nur noch der BCZS das Sagen. Denn neben Jurymitglied Max Rüegg wachten dort auch noch Viktor Baumann (Waagmeister) und Fredy Mühlhaupt (Zeitenprotokoll) über die richtigen Zahlen.

Verletzungspech des Weltmeisters

Eröffnet wurde der Pokal vom Schweizer Altmeister Marcel Rohner mit Samuel Läderach an der Bremse. Doch der Silbermedaillengewinner von Nagano 1998 kam nicht ganz auf Touren (55,48). Das bewies schon der nächste Schlitten mit Matthias Grunwald / Lars Behrendt. Die beiden Thüringer gewannen 2012 den kolossalen Kristall-Pokal erstmals. Und eine kampflose Rückgabe kam nicht in Frage. Das zeigten Grunwald / Behrendt von der Startbestzeit (5,49) bis zur unerreichten Laufzeit (54,14). An diese Zeit kam der Schweizer Sieger von 2010, Andy Zeidler mit einem prominenten Anschieber nicht heran: Martin Annen sass zum ersten Mal seit 15 Jahren (damals bei Marcel Rohner) wieder hinter einem Piloten. Die 54,84 Sekunden im Ziel bedeuteten zur Halbzeit den 7. Zwischenrang.

Der nächste Schlitten wurde leider zur Athletentragödie. Pilot Martin Fischer (De) stieg nach 30 Metern alleine in den Bob während oben Peer Jöchel am Boden lag. Der Anschieber, der auf dieser Bahn vor genau 20 Jahren WM-Gold mit Christoph Langen gewann, erlitt nach wenigen Schritten einen Abriss der Achillessehne.

Ein Quartett gibt den Tarif an

RüeggRalph Rüegg / Elmar Schaufelberger gingen als Nummer 5 ins Rennen. Die Schweizer liessen sich nur kurz vom Schicksal des vor ihnen gestarteten Pechvogels Peer Jöchel irritieren. Viertbeste Startzeit und mit 54,45 im Ziel nahmen sie vorübergehend den zweiten Rang ein. Sie wurden aber sofort um einen Platz verdrängt von den Lokalmatadoren Wolfgang Stampfer / Kurt Teigl, die sich bis auf 0,11 Sekunden den führenden Grunwald / Behrendt näherten. Seriensieger Peter Hinz (2002, 2006-2009) mit Thorsten Dauth (De) egalisierten die Laufzeit von Rüegg / Schaufelberger.

BeneschVon den folgenden 16 Schlitten kamen nur noch die Österreicher Manfred Maier / Jürgen Mayer und die Sachsen Andreas Zschokke / Lutz Buggel dem Führungsquartett nahe. Alle anderen Teams konnten schon nach dem ersten Lauf nur noch auf die Ehrenplätze schielen. Dazu zählten auch Matthias Benesch / Rainer Jacobus. Der frühere Europameister und heutige Bahnchef in Altenberg sprang kurzfristig für den Schweizer FIBT-Vizepräsidenten Christian Reich ein, der sich im Training eine Muskelverletzung an der Wade zugezogen hatte.

Kaum Verschiebungen im Finallauf

Der zweite Durchgang begann gleich mit einem „Knall auf Fall“: Das Schweizer Team mit Christian Mendelin / Roger Schaffner legte sich nach dem Kreisel zur Seite. Aber schon in der Kurve 9 stand der Bob wieder auf den Kufen und erreichte regelkonform das Ziel. Bis zu den Top ten gab es praktisch keine Rangverschiebungen mehr. Auch bis zu den besten vier blieb die Hackordnung bestehen: Wer ins Ziel kam, übernahm die Führung.

HinzSpannend wurde es mit Peter Hinz / Thorsten Dauth, die ex-aequo-Klassierten mit Ralph Rüegg / Elmar Schaufelberger. Die Deutschen übernahmen zwar die Spitze, deren Laufzeit schien aber nicht unwiderstehlich zu sein. Das bewies danach das BCZS-Duo eindrücklich mit Bestzeit. Bronze war auf sicher!

Wolfgang Stampfer / Kurt Teigl knabberten daraufhin nochmals ein paar Hunderstelsekunden ab und gingen in Führung bevor Matthias Grunwald / Lars Behrendt wiederum einen Tick schneller waren und ihren Titel unter grossem Jubel verteidigten.

Sektdusche vom Podest

In der Kategorie Ü-45 gab es einen Überraschungssieger mit einer national-bunten Besatzung. Dan Scurtu / Gabriel Koerner (Rumänien / Schweden) gewannen vor Marcel Rohner / Samuel Läderach (Schweiz) und Thomas Lang / Rainer Liebau (Deutschland).

Die Erstplatzierten in der Gesamtwertung – Grunwald / Behrendt, Stampfer / Teigl, Rüegg / Schaufelberger – nahmen dicke Sektflaschen in Empfang.

Bei der Siegerehrung mutierte Juryhelfer und Kufenabzieher Hans Hanselmann zum „Fahnenträger“. Er zog die Flaggen von Deutschland, Österreich und Schweiz hoch, während die drei schnellsten Teams vom Podest in die gleissende Tiroler Sonne zurückstrahlten. Dann wurde es dennoch nass. Der Sekt schoss als Dusche vom Podest auf alle und alles, was im Umkreis von 10 Metern stand.

Material aus dem Weltcup

Grunwald„Jetzt kann ich die Trophäe noch ein Jahr länger im Büro von meinem Chef stehen lassen“, freute sich der 42-jährige Titelverteidiger Matthias Grunwald. Lokalmatador Wolfgang Stampfer schloss seine zweite Teilnahme erstmals mit einem Medaillenplatz ab. Sein Blick zum Sieger verriet aber schon, was er sich fürs nächste Jahr schwört: „Dann zoag i eich, wer da der Platzhirsch ischt!“

Ralph Rüegg freute sich riesig über seinen Podestplatz. „Das war unser Ziel obwohl wir wussten, dass es jedes Jahr schwieriger wird“, sagte der Sportchef im Bob-Club Zürichsee. Dazu habe das perfekte Material vom Klub (Schlitten) wie von Gregor Baumann (Kufen) beigetragen. „Das ist hier aber auch nötig, denn da fährt viel aktuelles Weltcup-Material mit“, wie er sich mit Kennerblick im Parc fermé am Start vergewissert hatte.

Seinen legendären Abschluss fand der Europapokal der Senioren im Zweierbob 2013 wie immer abends beim Isserwirt. Dort wurden die Preise verteilt und gemeinsam getafelt bevor die Geselligkeit bei Musik und Tanz tief in der Nacht endete. Und auch dabei, so pfiffen es die Spatzen vom Dach, sollen die Seeböbler aus der Schweiz absolute Spitze gewesen sein.

Resultate 33. Europapokal der Senioren im Zweierbob, Igls, 2. März 2013

23 Teilnehmer, 22 in der Wertung.

  1. Matthias Grunwald / Lars Behrendt (DE) 1:48,55
  2. Wolfgang Stampfer / Kurt Teigl (AT) 0,24 zurück.
  3. Ralph Rüegg / Elmar Schaufelberger (SUI) 0,49.
  4. Peter Hinz / Thorsten Dauth (DE) 0,68
  5. Manfred Maier / Jürgen Mayer (AT) 0,87
  6. Andreas Zschokke / Lutz Buggel (DE) 0,96

  7. Andy Zeidler / Martin Annen (CH) 1,22
  8. Franz Baumann / Florian Jennerwein (DE) 1,57
  9. (1. Ü45) Dan Scurtu / Gabriel Koemer (RO / SE) 1,93
  10. Pasquale Gesuito / Enrico Costa (IT) 2,33
  11. (2. Ü45) Marcel Rohner / Samuel Läderach (CH) 2,62
  12. (3. Ü45) Thomas Lang / Rainer Liebau (DE) 2,67

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